Die Idee der Schwalben Verbindung
Wurde schon manch gute Erfindung eher zufällig gemacht, so war dies bei der sogenannten 'Hoffmann-Schwalbe' als Verbindungselement ganz sicher nicht der Fall. Hier beschäftigte lange Zeit eine Idee die Köpfe, ausgehend vom klassischen Dübel eine Möglichkeit zu schaffen, mit der Schwächen und Nachteile bisheriger Systeme eliminiert werden können: Die neue Verbindungsart sollte unkompliziert, effizient, schnell und kostengünstig sein, wie im Gespräch mit den beiden Geschäftsführern Martin und Thomas Hoffmann des im Jahre 1969 gegründeten Bruchsaler Unternehmen Hoffmann Maschinenbau GmbH deutlich zum Ausdruck kommt.
Frage DDS:
Zu welchem Geschäftszweck wurde ursprünglich die Hoffmann Maschinenbau gegründet?
Antwort Hoffmann:
Unternehmensziel war und ist heute mehr denn je die Verbindungstechnik. Anforderungen aus der Praxis sowie eigene Erfahrungen, die schon zuvor mit der 'Dübelei' gemacht wurden, nährten die Forderung nach einem schnellen und gleichermaßen einfachen System, das zwei Teile mit höchster Genauigkeit und Zeitersparnis sowie gutem Halt verbindet. Unsere Gedanken flogen immer wieder zur klassischen, keilartigen Schwalbenschwanzform, die gerade in der Holzverarbeitung für hochwertige Verzahnungen beziehungsweise Führungen eingesetzt wird. Dieses auch im Maschinenbau benützte Qualitätsmerkmal für Präzision und Wertigkeit sollte in einem praktikablen und rationellen System zu verwirk-lichen sein, um Werkstücke unabhängig von Größe und Beschaffenheit dauerhaft zusammenzufügen.
Frage DDS:
Wie kamen Sie gerade auf diese Schwalbenschwanzform?
Antwort Hoffmann:
Das Ergebnis einer mehrjährigen Entwicklungsarbeit, die wir beide während unseren zeitweisen Auslandsaufenthalten - unter anderem auch in den USA - für unterschiedliche, teilweise sogar extreme Einsatzbereiche durchgeführt hatten, war letztendlich ein als Doppelkeil ausgeformtes Teil. Die Idee dabei: Damit die zu verbindenden Werkstücke stabil und auf Dauer fest zusammenhalten, wurden nach zahlreichen Versuchen die in vier Dimensionen schräg aufeinander zulaufenden Innenflächen mit Zackenrippen ausgebildet. Diese krallen sich beim Eintreiben dieses Verbindungsteiles, das der Form wegen gleich als nickname "Schwalbe" genannt wurde, im Material fest und fügen so die Teile zwingend aneinander haltend zusammen. Gleichermaßen wird aufgrund des zwangsläufig kraft- und formschlüssigen Halts ein Abgleiten oder gar Verschieben der beiden zu verbindenden Werkstücke zuverlässig verhindert. Wie jeder weiß, gerade bei Gehrungen, gleich welcher Winkelstellung, und planen Stoßflächen ein besonders wichtiger Effekt, weil es hier immer wieder zu Problemen kommt, wenn weniger Geübte am Werke sind.
Frage DDS:
Das für den Paßsitz der sogenannten Schwalbe erforderliche keilnutförmige Fräsung in exakter Position erfordert doch sicherlich einen nicht unerheblichen Aufwand?
Antwort Hoffmann:
Ein weiteres Merkmal dieser bis dato neuartigen und mittlerweile von uns patentierten Verbindungsart ist gerade die Schnelligkeit in der Ausführung: Die Keilnut für das Verbindungsteil wird rückseitig in die Stoßflächen der beiden Werk-stücke als Sackloch eingefräst. Hierzu bieten wir mehrere Keilnutfräsmaschinen an, abgestimmt in Größe und Leistung, einschließlich der Fräser sowie diverser Anschläge. Falsch machen kann man eigentlich nichts, denn die Handgriffe sind logisch aufeinander abgestimmt. Nachdem die Teile lagerichtig aneinander gelegt wurden - wird die Schwalbe eingedrückt. Von Vorteil ist noch, daß das sonst erforderliche maschinelle Verpressen oder mit Hilfe von Spannelementen gänzlich entfallen kann. Oftmals ist sogar eine Beleimung überflüssig, beispielsweise bei MDF mit senkrechter Schwalbeneinfräsung zur Plattenoberfläche sowie bei Massivholz - beziehungsweise dann, wenn die Verbindung beim späteren Gebrauch nicht übermäßig durch Druck oder Zug belastet wird. Somit können die verbundenen Werkstücke ohne Zwischenlagern für das Aushärten sofort weiterverarbeitet werden, was insgesamt den Fertigungsprozeß spürbar beschleunigt und den Personalaufwand verringert.
Frage DDS:
Muß Ihr Verbindungssystem auf spezielle Einsatzbereiche beschränkt werden?
Antwort Hoffmann:
Die Schwalbenverbindung wird nahezu in allen Bereichen der Holzbearbeitung eingesetzt. Filigrane Bilder- und Zierrahmen oder Glasleisten ab acht Millimeter Breite sind ebenso möglich wie das Zusammensetzen von Möbelteilen, vor allem Gehrungen, Türrahmen, Kränze, Sockel, Blenden und Arbeitsplatten. Desgleichen für Fenster mit und ohne Sprossen oder auch im kompletten Innenausbau. Selbst im konstruktiven Rahmenbau ist die Schwalbe aufgrund der erzielbaren Festigkeitswerte bei Pfosten-/Riegelverbindungen zu finden. Es sind immer mehr Fassadenbauer, die sowohl die logistischen als auch montagetechnischen Vorteile erkannt haben. Entsprechend dieser vielseitigen Einsatzmöglichkeiten steht ein breites Schwalbensortiment zur Verfügung, um immer auf die statisch korrekte Größe, es sind vier Standardgrößen im Querschnitt in jeweils verschiedenen Längen, zurückgreifen zu können. Neben der Standardausführung, die aus hochwertigen Polymeren gefertigt ist, werden noch Sonderformen sowie mehrere Holzsorten für den designorientierten Einsatz oder auch kundenspezifische Ausführungsvarianten, zum Beispiel in hitzefest oder aus Aluminium, angeboten.
Frage DDS:
Aus diesen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten erwachsen doch sicherlich mannigfache Einzelwünsche der Kunden. Können Sie diese lösen?
Antwort Hoffmann:
Gerade das Eingehen auf spezielle Anforderungskriterien unserer Kunden aus Handwerk und Industrie ist uns wichtig und zeichnet letztendlich die Unternehmenskultur der Hoffmann GmbH aus. Das wird an den verschiedenen Modellen bei Standardmaschinen ebenso sichtbar wie am eigens installierten Sondermaschinenbau. Hier wird eine vielfältige Typenauswahl sowohl als Solomaschinen oder auch Kombinationen zum Sägen, Fräsen, Nuten, Bohren oder Ausklinken entwickelt und herstellt. So wie gewissermaßen die Idee zur Hoffmann-Schwalbe - die in zehn Jahren zum Synonym eines genial einfachen Verbin-dungssystemes geworden ist - in internationalen Anforderungen beziehungsweise Problemstellungen ihren Ursprung hatte, haben wir von Anfang an Wert auf eine internationale Ausrichtung der Geschäftstätigkeiten unseres Unternehmens gelegt. Schwalben sind nun mal Zugvögel und überall auf der Welt zuhause. Deshalb wurden Vertriebstöchter in wichtigen Ländermärkten wie Amerika, England, Frankreich sowie Australien gegründet um im direkten Kontakt mit den Kunden agieren zu können. Generell bieten wir jedoch auch geeigneten Importeuren die Mitarbeit in unserer Vertriebsorganisation an".
Fazit
So schafft ein mittelständisches, innovativ ausgerichtetes Unternehmen weltweit beste Verbindungen. Im doppelten Wortsinne sogar.
Verfasser: Rudolf Bartl